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ISBN: 978-3-85371-418-8. Kategorie: Politik und Ökonomie.Becker, Matthias Martin: Automatisierung und Ausbeutung.
Was wird aus der Arbeit im digitalen Kapitalismus?
Promedia 2017. 240 S. 14,8 x 21. brosch.
Print: € 22,00. ISBN: 978-3-85371-418-8.
E-Book: € 16,99. ISBN: 978-3-85371-853-7.
Computeralgorithmen übertreffen das menschliche Denkvermögen in immer mehr Bereichen. Roboter erledigen die Hausarbeit und beaufsichtigen Schulkinder. Künstliche Intelligenz ist im Vormarsch. Und in den Fabriken werden Arbeiter weitgehend überflüssig.
Keine Woche vergeht, ohne dass nicht ein Zeitungsbericht derart tiefgreifende Umwälzungen ankündigt. Digitale Technik wird, so heißt es, zu einer umfassenden Automatisierung führen. Manche Wissenschaftler sagen voraus, dass bis zu 80 Prozent aller Arbeitsplätze in den nächsten Jahrzehnten wegfallen. Bleibt uns Menschen nur noch die „prometheische Scham“, wie es der Philosoph Günther Anders formulierte – ein neidvoller Blick auf überlegene, himmelstürmende Maschinen, die uns ersetzen? Keineswegs: Die Technik, um die sich die fantastischen Bilder der Zukunft ranken, macht die menschliche Arbeitskraft in Wirklichkeit nicht verzichtbar. Trotz beeindruckender Fortschritte imitieren Künstliche Intelligenz und Maschinenlernen lediglich menschliche Fähigkeiten. Die Arbeit wird nicht abgeschafft: Sie wird aufgespalten und verdichtet, ausgelagert und versteckt.
Digitalisierung und Vernetzung werden dennoch die Arbeit verändern. Wenn auch fortgeschrittene Sensorik und automatisierte Datenanalyse nicht dazu taugen, die Menschen überflüssig zu machen, eignen sie sich doch dazu, ihre Arbeit zu kontrollieren. Im Verbund mit dem Internet ermöglichen diese Techniken neue Formen der Arbeitsteilung; und gegenwärtig entwickeln Unternehmen und Wissenschaftler Methoden für eine umfassende Rationalisierung. Technische, organisatorische und betriebswirtschaftliche Maßnahmen gehen dabei Hand in Hand. Freie Berufe in der juristischen Beratung, der ärztlichen und therapeutischen Behandlung, in Journalismus und Unterricht geraten unter Abwertungsdruck. Die durch digitale Werkzeuge erzwungene Transparenz bedeutet für viele Beschäftigte in den Büros, den Fabrik- und Lagerhallen mehr Stress, mehr Überwachung, weniger Lohn. Und nicht nur das: Der Einsatz technischer Neuerungen kann den wegen Personalabbau eintretenden Qualitätsverlust nicht ausgleichen, weshalb mehr Schund und Ramsch hergestellt wird.
Was wird aus der Arbeit im 21. Jahrhundert? Matthias Martin Becker analysiert die neuen Rationalisierungsstrategien und erklärt, was sich hinter Schlagworten wie Crowdwork, Maschinenlernen, Prosument, Industrie 4.0 und Precision Farming verbirgt.
Der Autor
Matthias Martin Becker, Jahrgang 1971, arbeitete als Kraftfahrer, Produktionshelfer, Call-Center-Agent, Altenpfleger und Heimerzieher. Mittlerweile ist er als Übersetzer und Wissenschaftsjournalist tätig. Er lebt in Berlin und erstellt regelmäßig Beiträge unter anderem für den Deutschlandfunk und das Magazin konkret. 2010 erschien sein Buch „Datenschatten – Auf dem Weg in die Überwachungsgesellschaft?“, 2014 bei Promedia „Mythos Vorbeugung – Warum Gesundheit sich nicht verordnen lässt und Ungleichheit krank macht“.
22,00 € / 16,99 €
Becker, Matthias Martin: Automatisierung und Ausbeutung.
Was wird aus der Arbeit im digitalen Kapitalismus?
Promedia 2017. 240 S. 14,8 x 21. brosch.
Das Buch vermittelt eine gute Beschreibung vor allem der Widersprüche an der Mensch-Maschine-Schnittstelle und der konkreten Wirkungen ausgewählter Technologien auf die Arbeit, angereichert mit klugen und lesenswerten Exkursen. Wer über die „vorderste Front der Automatisierung“ informiert sein will, wird in Beckers Werk umfassend und deteilreich informiert.
Klaus Firlei, Das Recht auf Arbeit, Juni 2018
Automatisierung bedeutet Rationalisierung. „Als Rationalisierungsinstrument wirkt die Digitaltechnik über die Grenzen des Betriebes hinaus. Sie erlaubt es, Arbeit und Material in neuen Vertragsformen einzukaufen – günstiger, flexibler, auf Abbruch“, analysiert Becker. Die Automatisierung über Betriebe und Kontingente hinweg bedeutet eine radikale Standarisierung. „Der alte Feierabend wird abgeschafft“, meint Becker. Handwerkliche Arbeiten, bäuerliche Landwirtschaft und eigenständige Unternehmen werden ein Nischendasein führen.“
Impuls 2/ 2018, April 2018
Das Buch ist geschrieben für ein interessiertes Publikum abseits akademischer Fachdiskurse, die aber auf angenehme Art und Weise mit einbezogen werden. Der Autor lockert die Abhandlung der verschiedenen Themen mit seiner persönlichen Erwerbsbiographie auf und schafft somit authentisch und nachvollziehbar die Folgen der Automatisierung aufzuzeigen. Er arbeitet eine zunehmende Anpassung des Menschen an die Technik heraus, vertritt aber selbst keinen Technikdeterminismus, sondern leitet dies aus seinen Beobachtungen und der Fachliteratur ab. (…) Vor allem das fünfte Kapitel (Der Aufstieg der Plattformen) ist angesichts des rasanten Wachstums von plattformbasierten Dienstleistungen überaus spannend. Bei der Darstellung scheut der Autor keineswegs seinen eigenen Standpunkt auch deutlich zu machen: „Die Plattformen verkaufen uns, was wir bereits haben, ein echter Treppenwitz“ (165). Dieser kritische Standpunkt, jenseits von Automatisierungseuphorie und mit wissenschaftlichem Wissen unterfüttert, sowie die eingewobenen biographischen Beispiele, machen das Buch zu einer lohnenswerten Lektüre.
https://www.socialnet.de/rezensionen/22772.php
Sebastian Jürss, www.socialnet.de, 20.03.2018
Der Autor legt mit seinem bereits im Sommer des letzten Jahres erschienen Buch nicht die erste kritische Auseinandersetzung zum Widererstarken der Automatisierungsdiskussion unter dem Label „Industrie 4.0“ vor. Doch er verarbeitet nicht nur theoretische Hintergründe aus der Industrie- und Arbeitssoziologie, sondern bezieht auch seine eigene Erfahrung als Hilfsarbeiter in der Industrie, Callcenter-Agent, freier Journalist und sogar als Click- bzw. „Crowdworker“ mit ein. Er las sich durch die bereits geführten Debatten um Künstliche Intelligenz: Von Edgar Allan Poe bis zu modernen Modephilosophen oder dem Vater des Chatbots, Joseph Weizenbaum.
Alan van Keeken, Z-Zeitschrift für marxistische Erneuerung, März 2018
Der Autor weiß, dass es nicht um eine abstrakte Rationalität jenseits konkreter Interessen geht, sondern um Herrschaft über Arbeits- und Lebensprozesse der Gesellschaft.
Rainer Fischbach, IX – Magazin für professionelle Informationstechnik, November 2017
Das Buch erläutert und analysiert die neuen Rationalisierungsstrategien – und zeigt, dass hinter „Industrie 4.0“ vor allem eine geschickte Marketingstrategie der großen Hersteller von Automatisierungstechnik steckt.
ÖkologiePolitik Nr. 175, Oktober 2017
„Automatisierung und Ausbeutung“ empfiehlt sich für alle, die eine kurzweilige, kritische und mit sehr vielen anschaulichen Anekdoten versehene Einführung in Arbeit im digitalen Zeitalter wünschen. Potenziale, Grenzen und Gefahren der Automatisierung werden anhand vieler Beispiele, die man staunend verschlingt, plastisch dargestellt und mit eingängigen Zahlen und Metaphern untermauert.
Franz Astleitner, SWS-Rundschau, 57. Jg, Heft 3/2017, Oktober 2017
Dass Becker keinesfalls ein moderner Maschinenstürmer ist, wird durch das ganze Buch hindurch deutlich. Wobei es ihm dabei konkret geht, verdeutlicht das letzte Kapitel des Buches, welches programmatisch mit der Überschri „Feierabend“ versehen ist. Eine „sentimentale Bindung an heute archaische Arbeitsformen“ sei ihm fremd, schreibt Becker, um dann Fragen zu stellen, die in dieser Form heute viel zu selten zu hören sind: Könnten die Fortschritte in Wissenschaft und Technik nicht zu einer Gesellschaft beitragen, die die Menschen von der Lohnarbeit befreit? Was wäre eigentlich so schlimm daran, wenn Maschinen den Menschen die Lohnarbeit abnehmen und wenn wir gerade die ungesunden, nervtötenden Tätigkeiten den Robotern überlassen würden? Becker ist sich mit Karl Marx einig: im Kapitalismus ist diese Befrei- ung von der Plackerei unmöglich
Peter Nowak, Freitag, 27.07.2017
Beckers Herangehensweise unterscheidet sich (…) überaus wohltuend von vielen aktuellen Veröffentlichungen.
Michael Reisser, ekz-Bibliotheksdienst, 17.07.2017
Der Autor fundiert seine Ausführungen mit einem umfangreichen industriesoziologischen Wissen, aber auch mit Praxiserfahrungen aus Beschäftigungsverhältnissen in Industrie- und Dienstleistungsbetrieben. (…) Matthias Martin Becker zeigt mit fundierter Recherche und nicht ohne Humor die Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung in der Arbeitswelt auf.
Hans Holzinger, changeX, 07.07.2017
Becker ist kein Maschinenstürmer. Er erinnert uns aber daran, das entscheidend ist, wer die Technik gestaltet – und mit welchem Ziel. Gegenwärtig dienen die Neuerungen vor allem dazu, die Arbeit zu verdichten, zu entleeren und die Ausbeutung zu steigern.
Annette Jenssen, Mitbestimmung, 28.06.2017
Becker zeigt mit fundierter Recherche und nicht ohne Humor die Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung in der Arbeitswelt auf. Die Beispiele reichen dabei von klassischen Industrierobotern über Sprach-Maschinen bis hin zum Ernteroboter in der Landwirtschaft oder der interaktiven Lernsoftware. Der Autor plädiert dafür, die digitalen Netze als öffentliche Güter zu organisieren und über ein „plattformbasiertes Genossenschaftswesen“ neue, nicht profitgesteuerte Produktionsweisen zu entwickeln – etwa im Sinne einer von Paul Mason favorisierten „Kollektiven Allmendeproduktion“.
Pro Zukunft, Juni 2017
Nicht die Algorithmen, sondern das Kapital bestimmt, in welche Richtung die Entwicklung geht. Dass Becker die Frage stellt, was denn so schlimm wäre, wenn uns Maschinen nervtötende Tätigkeiten abnehmen würden, hebt sein Buch positiv aus der Bücherflut zur Digitalisierung hervor.
Peter Nowak, Analyse und Kritik, 26.06.2017
Eine neue industrielle Revolution steht an – so suggerieren es die Stellungnahmen der Bundesregierung zur »Arbeit 4.0«. Der Siemens-Konzern sieht die »Industrie 4.0« in seiner digitalen Vorzeigefabrik in Amberg schon realisiert. Alle Bauteile lassen sich identifizieren, jedes Produkt wird digital erfasst. Einzelne Arbeitsschritte sind per Knopfdruck nachvollziehbar: Mit welchem Drehmoment wurden Teile zusammengefügt, bei welcher Temperatur hat die Maschine gelötet? Es geht dabei nicht nur um die Fabrik selbst, vielmehr sollen die gesamte Produktion und die vor- und nachgelagerten Prozesse miteinander vernetzt werden. Dazu gehören neben Maschinen und Robotern auch Logistik-, Lager- oder Planungssysteme. (…) Technisch möglich wäre eine totale Überwachung des Arbeitnehmers, der jederzeit ortbar ist und dessen Verhalten dokumentiert werden kann. Mit einer permanenten Verfügbarkeit, verbunden mit einem Gefühl der mangelnden Kontrolle über technische Prozesse, geht eine hohe psychische Beanspruchung einher, so Becker. Deshalb sollte mit dem Einsatz der Smarttechnik in der Produktion dringend eine Begrenzung der Arbeitszeit einhergehen, um den zunehmenden Stress zu kompensieren. Wie wichtig eine Debatte dazu ist, zeigt Beckers lesenswertes Buch.
Marcus Schwarzbach, Neues Deutschland, 21.04.2017
Interessant ist an Beckers Buch vor allem der Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, die die neuen, maschinellen Weisen der Arbeitsorganisation erzeugen. Dennoch verliert sich der Autor zuweilen in den technischen Details der sogenannten Industrie 4.0 zwischen Fließbändern, Produktionsinselns und Montagerobotern.
Jutta Blume, WOZ/Zürich, 20.04.2017
Wer mehr über die zunehmende Digitalisierung und deren Folgen für die Menschheit erfahren möchte und auch keine Angst vor Fachausdrücken wie „Chatbot“ oder „Gig Economy“ hat, dem sei „Automatisierung und Ausbeutung“ sehr empfohlen.
http://www.cityflyer.at/automatisierung/
Claudia Zawadil, City Flyer, 06.04.2017
Becker kennt die Arbeitswelt aus erster Hand, war Produktionshelfer, Callcenteragent und hat bestimmt schon mal im richtigen Moment den falschen Knopf gedrückt. Er schreibt in dieser Tradition über die Automatisierung – von Sharing-Plattformen bis zu Traktor-Sitzen, von Büroarbeitsplätzen bis Industrie 4.0. Automatisierung ist immer auch ein Herrschaftsinstrument, eine Managementtechnik zur Kontrolle der lebendigen Arbeit. Und Arbeit im Kapitalismus ist eine Zumutung, daran ändert auch die Digitalisierung nix.
https://www.jungewelt.de/artikel/308233.a-wie-ausbeutung.html?sstr=fischbach
Timo Daum, Junge Welt, 01.04.2017
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